Archivfluencing – wie wir als Geschichtsprojekt mit Social Media arbeiten
Bringen wir es direkt auf den Punkt: kaum ein Crowdsourcing-Projekt kommt heute ohne Social-Media-Auftritt aus. Facebook, Twitter, Instagram und auch TikTok sind Schnittstellen zwischen Sammlung und Zielgruppe. Dabei ist es keinesfalls notwendig alle Kanäle zu eröffnen, zu bespielen und hier die meist knappen Ressourcen zu verpulvern. Lieber sollte man sich fragen, auf welchen Social-Media-Kanälen die für das Crowdsourcing-Projekt anvisierte Zielgruppe aktiv ist.
SOCIAL SEIN UND PRAKTISCHES AUSPROBIEREN
Ist diese Definition einmal abgeschlossen, wird schnell deutlich wie wichtig die Rolle soziale Medien insbesondere bei digital born Crowdsourcing-Projekten ist – sie sind die soziale Verbindung zu den Crowdsourcer*innen. Wie sollten wir Euch sonst zeigen, welche Gesichter hinter dem coronarchiv stecken, was hinter den Kulissen passiert und dass Eure Geschichten die sind, die dieses Archiv ausmachen? Deshalb: Put the ‚Social‘ in Social Media!
Von den Crowdsourcer*innen wird Crowdsourcing folglich als ein tatsächlich sozialer Anker wahrgenommen, der von einer Community mitgestaltet wird. Hierfür agieren wir bewusst auf einer persönlichen Ebene, damit wir die Menschen in ihrer eigenen Lebenswelt erreichen und abholen. Dies bedeutet auch sich an den neuen technischen Features einer sozialen Plattform auszuprobieren. Je rechtzeitiger wir also eine neue Funktion testen und nutzen lernen, desto mehr können wir die gute Reichweite dieser nutzen. Ein noch relativ neues Video-Feature sind Instagram-Reels.
CORONARCHIV REELS
Das Feature ist im Juni 2020 auf Instagram an den Start gegangen und soll als direkter Konkurrent zu TikTok fungieren. Die kurzen Videoclips sind zwischen 15 und 60 Sekunden lang und decken eine hohe Bandbreite an Content ab. Es gibt Unterhaltung, Information, Life Hacks, Travelvideos – und natürlich auch History-Content. Wie auch bei Tiktok ist die Einbindung viraler Musikschnipsel ein zentraler Aspekt der Reels. Instagram erkennt sogar automatisch benutzte Tonspuren und ordnet sie einer Sammlung mit Videos zu, die das gleiche Lied benutzen – was sehr schnell sehr viel Reichweite generieren kann! Es ist eine neue Art, in kürzester Zeit viele Menschen zu erreichen, die nicht zwangsläufig einen Bezug zur akademischen Arbeit haben. Auch deshalb gilt es, Inhalte niedrigschwellig und kurzweilig zu verpacken.
Als Social-Media-Team des coronarchivs haben wir im Mai angefangen, die Reels zu benutzen und für uns zu entdecken. Die „Sprache“ der Reels ist ganz anders als anderer Social Media Content. Hier geht es mehr um Persönlichkeiten, Menschen, die direkt Face-to-Face eine Geschichte erzählen, als nur um die reine Information. Schnelle Schnitte, mitreißende Musik, eine eindeutige Message – das sind die Anforderungen an den schnelllebigen Content.
ANEIGNUNG UND TRANSFORMATION
Unter unseren Reels sind Ankündigungen, Dokumentationen unserer Impfungen, Ausschnitte aus Vorträgen und ein Wahlaufruf. Die vielen Möglichkeiten verlangen natürlich auch die Aneignung neuer Fähigkeiten, vor allem Videoaufnahme und -Schnitt. Dabei haben wir für unser Team einen Leitfaden entwickelt, der beschreibt, wie man sich am besten „self-taped“, also sich selbst auf Video aufnimmt.
Mit den sich immer weiter entwickelnden sozialen Medien sind auch wir dazu aufgefordert, uns stetig weiterzuentwickeln und transformativen Content über und für das Crowdsourcing zu gestalten.
Jonathan Steinbiß und Luca Jacobs / 21.10.2021
Köln, Peru, Australien
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