Sharing is caring is storing: Eure Daten im coronarchiv
Als wir mit dem Projekt im vergangenen Jahr starteten ging alles sehr schnell, denn die Plattform wurde in nur wenigen Tagen aus dem Boden gestampft. Von Beginn an mussten wir eine Balance finden zwischen Nutzer*innenfreundlichkeit, Langzeitarchivierung und Datenschutz. Denn das coronarchiv ist wie jedes Archiv letztlich ein großer Datenspeicher. Es ruft die Menschen explizit dazu auf, persönliche Eindrücke und Erfahrungen mit der Pandemie zu teilen und so selbst Teil der Geschichtsschreibung zu werden. Aus diesem Grund sind viele der eingereichten Beiträge persönlich markiert: durch den Namen der Beiträger*innen, durch Fotos usw. Um im coronarchiv etwas beizutragen, müssen die Archivar*innen deswegen in einem Einwilligungserklärung der Speicherung ihrer Daten zustimmen.
Erfahrungen sammeln und Langzeitspeicherung
Um hierbei trotzdem den Datenschutz der beitragenden Personen zu beachten, hatten wir im März 2020 eine bereits bestehende und bewährte Vorlage für die Einwilligungserklärung verwendet. Auch den Absatz zur Dauer der Speicherung der Daten haben wir unverändert übernommen. Zwölf Monate durften wir demnach die Daten der Beiträger*innen speichern – dann hätten alle personenbezogenen Daten der Einreichungen gelöscht oder die Beiträge anonymisiert werden müssen. Für ein Archiv, das Erfahrungen für zukünftige Generationen und Forschung aufbewahrt, ist dieser Zeitraum natürlich viel zu kurz.
Daher hat das Team des coronarchives die Archivar*innen der bereits eingestellten Beiträge per Mail um Zustimmung für eine Speicherung der Daten für weitere zehn Jahre gebeten. Eine große Mehrheit hat zugestimmt. Diese Beiträge sind jetzt für die nächsten zehn Jahre datenschutzrechtlich sicher gespeichert. Die anderen 1386 Beiträge werden zurzeit neu moderiert, d.h. anonymisiert. Die personenbezogenen Daten werden gelöscht, damit die Einreichungen danach wieder online gestellt werden können – ohne dass Persönlichkeitsrechte verletzt werden.
Peaks, Flauten und Relaunch
➔ 4422 Beiträge sind (Stand 7. September) auf dem Portal inzwischen veröffentlicht. Die Anzahl der veröffentlichten Beiträge ist seit Projektstart stetig gestiegen. Dabei sind in verschiedenen Momenten Peaks zu erkennen, z.B. bei Kampagnen wie der Aktion mit der Körber Stiftung. Insgesamt beeinflusst auch die jeweilige aktuelle Pandemie-Lage die Anzahl neuer Einreichungen. Als sich die Situation im Sommer 2020 ein Stück weit entspannte, gab es weniger Einreichungen. Wenn es einen neuen Lockdown gab, ging auch die die Zahl neuer Beiträge in die Höhe.
Im April 2021 gab es einen weiteren kleinen Peak bei der Zahl der Einreichungen, denn da ist der Relaunch der Website online gegangen. Wir haben das Erscheinungsbild des coronarchives aufgeräumt und ihm einen neuen Anstrich verpasst. Das Ziel: mehr Nutzer*innenfreundlichkeit durch Verschlankung des Designs. Außerdem gibt es jetzt den Blog und die Möglichkeit auf der Website Ausstellungen zu kuratieren. Wir freuen uns hier über Euer Feedback.
Ein Teaser: Crowdsourcing, eine Bedienungsanleitung
Persönliche Erfahrungen und Erlebnisse von möglichst vielen Menschen sammeln, diese für die Zukunft aufbewahren und damit Wissen über unsere pluralistische Gesellschaft schaffen. Das nennt sich auch Crowdsourcing und kann für viele Organisationen spannend und bereichernd sein. Dabei muss es nicht um unbedingt um Corona gehen. Deswegen wollen wir unsere Erfahrungen mit dem coronarchiv für Organisationen nutzbar machen, die sich ebenfalls vorstellen können, damit zu arbeiten.
Hierfür hat in den vergangenen Monaten das CrowdsourcingLab des coronarchives mit potenziell interessierten Institutionen und anderen Crowdsourcing-Projekten Gespräche geführt. Aus den Ergebnissen erstellt es jetzt eine Bedienungsanleitung darüber, wie Menschen mit Crowdsourcing gemeinsam Wissen über die Gesellschaft schaffen können. Die Veröffentlichung ist für Anfang November geplant. Stay tuned!
Catharina Köhnke / 7. September 2021