Was von Corona (nicht) bleiben soll

Wenn alles vorüber ist… Sätze, die so oder so ähnlich anfangen, haben wir in den letzten eineinhalb Jahren bestimmt alle schon oft gedacht, gesagt oder von anderen gehört. Und das obwohl wir noch gar nicht wissen, ob, wann oder wie irgendwann mal alles vorüber sein wird. Was wir aber wissen, ist, dass sich auch im coronarchiv schon längst viele Gedanken, Hoffnungen und Wünsche von Menschen für die Zeit nach der Pandemie finden. Um Euch davon einen kleinen Eindruck zu vermitteln, habe ich mich in der Sammlung einmal umgesehen…

Eine graue Zukunft?

Als Erstes fand ich ein selbstgemaltes Bild von Elsa. Das Bild ist zweigeteilt: In der oberen Hälfte sehen wir Elsas Zukunftsvorstellung “vor Korona”: Eine futuristische, in den Farben rosa und blau gehaltene Stadt in den Wolken. Die Stadt erinnert an einen Science-Fiction-Film, wirkt aber nicht bedrohlich, sondern spannend und aufregend. Anders die untere Bildhälfte, die Elsas Zukunftsvorstellung “nach Korona” zeigt. Diese ist nur mit Bleistift gezeichnet und farbenleer. Zu sehen ist ein Restaurant von außen. Durch die beiden Fenster lassen sich zwei kleine Tische erkennen. An dem Linken sitzen sich zwei Gestalten gegenüber, rechts sitzt eine allein. Alle lassen die ihre Köpfe hängen. Die Corona-Pandemie hat Elsas Zukunftsbild zu einem Abbild der Corona-Gegenwart werden lassen: Diese ist trist, grau und Menschen sitzen traurig herum.

“Zukunftsvision mit Corona” von Elsa, CC BY-SA 4.0, coronarchiv, online unter: https://www.coronarchiv.de/item?id=14919

Allen helfen

Katja weist in ihrem Beitrag auf Menschen hin, die in der Krise vergessen wurden: Wohnungslose, Menschen mit Suchterkrankungen, Fernfahrer*innen und Mitarbeitende von Amazon: »[A]ll diese Menschen haben wir vergessen. Wir haben nicht an sie gedacht und wir denken nicht an sie. […] Weil es viel einfacher ist, wegzusehen und nichts zu tun, anstatt sich zu Wort zu melden und etwas zu bewegen.« Katja sagt, sie habe ihren Text geschrieben, damit in Zukunft aus diesen Fehlern gelernt wird. Auch Sarah wünscht sich »von ganzem Herzen, dass die Welt etwas aus Corona lernt und diese Zeit nicht komplett umsonst war.« Genau so sieht es Hassan und schreibt: »[B]itte passt auf die Welt auf[.] Seid nicht so egoistisch[,] [d]enkt nicht an euch[,] sondern an die Welt und die Tiere«. 

 Tara Hana wird noch ein bisschen konkreter. Sie möchte »ganz bewusst darauf aufmerksam machen, dass viele Menschen aufgrund von sozialen, geografischen oder gesellschaftlichen Umständen die Pandemie wesentlich mehr zu spüren bekommen haben als wir in der westlichen Welt. Genau diesen Menschen (und auch der Natur) gilt es langfristig und nachhaltig zu helfen«.

"Corona-Brief an die Zukunft " von Tara Hana Moritz , CC BY-SA 4.0, coronarchiv, online unter: https://www.coronarchiv.de/item?id=10501

Hoffnung

Wenig verwunderlich ist, dass auch das Thema Hoffnung in vielen Beiträgen eine Rolle spielt. Nicole freute sich z. B. im Dezember 2020 »auf den Moment, wenn ich vielleicht schon 2021 endlich wieder in die Universität gehen kann oder meine Großeltern sehen kann, ohne Angst haben zu müssen, dass ich sie unwissend mit dem Virus anstecken könnte«. Im Angesicht der Pandemie selbst Hoffnung und Trost zu spenden, hilft Yildiz. In einem Brief an ihr Ich in fünf Jahren schreibt sie: »Ich wünsche mir, dass du, genau wie jetzt, dich sozial in irgendeiner Weise einbringst und versuchst zu helfen. Ich hoffe, dass diese Pandemie dich nicht grundlegend verändert. Unserer Gemeinschaft könnten allerdings einige Veränderungen gut tun. Vergiss nicht: Hoffnung haben und verbreiten, dass ist das Wichtigste. Bleib dir selbst treu.«

Vorfreude und was von Corona bleiben soll 

Einigen Beiträger*innen hat die Pandemie auch zu positiven Einsichten verholfen. Melanie hatte z. B. mehr Zeit mit ihren Angehörigen, wodurch das »Familienband stärker geworden [ist]. Dafür bin ich dankbar und daran will ich festhalten«. Lisa möchte auch in Zukunft gut auf Hygiene achten, um Krankheiten zu vermeiden. Außerdem will sie sich weiterhin genug Zeit nehmen, um in der Natur spazieren gehen. Das helfe ihr, sich zu beruhigen. 

Wie sich Vorfreude auf “die Zeit danach” schon während der Pandemie kreativ gestalten lässt, zeigt Tinas “Vorfreude-Sammelbox”, in der sie alles sammelt, was »nicht stattfinden konnte bzw. vermutlich nicht stattfinden kann und verschoben werden muss.«

"Vorfreude Sammelbox" von Tina, CC BY-SA 4.0, coronarchiv, online unter: https://www.coronarchiv.de/item?id=401

Was ist mit Euch?

Abgesehen von diesen Beispielen  finden sich im coronarchiv noch sehr viele mehr Zukunftsperspektiven. Aber… was wünscht ihr Euch? Habt Ihr durch die Pandemie vielleicht auch etwas gelernt oder möchtet etwas verändern? Eure Perspektiven sind uns wichtig und wir freuen uns über jede einzelne! Denn Ihr wisst ja: “Sharing is caring”!

Benjamin Roers / 26. Juli 2021